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Das ROWEN Interview

05.04.2015
Das ROWEN Interview
Ein Interview zwischen Karl Peter Feistel (KPF), Klang-Konzeption, ROWEN
Deutschland und Yvo Aebischer (YA), Geschäftsführer und technische Leitung
ROWEN, Schweiz:

KPF: Wann hatte Ihr Vater, Anton Aebischer, eigentlich den Grundstein für seine
Marke ROWEN gelegt und was war sein erstes Produkt?

YA: Im Jahre 1971 wurde unter dem Namen ROWEN ein erster Vorverstärker in
Kleinserie gebaut. Mit diesem Gerät überraschte er damals gleichermassen
Händler und Kunden. Alle waren von den klanglichen Eigenschaften dermassen
fasziniert, dass sehr schnell eine grössere Serie davon gebaut werden durfte. Der
wichtige Schritt für ROWEN aber war im Jahre 1987 die Präsentation des ersten
Lautsprechers, der ROWEN 1&1.

KPF: Die ROWEN 1&1 ist ja wirklich ein Lautsprecher, den man kennen sollte.
Was machte diesen Lautsprecher so besonders?

YA: Die 1&1 ist ein so genannter Voll-Bipol-Lautsprecher. Das bedeutet, das
gesamte Spektrum wird gleichermassen nach vorne und nach hinten (quasi
rundum) abgestrahlt. Das verlangt nach einer doppelten Bestückung an Treibern.
Dieser Aufwand lohnt sich deshalb, da sich diese Lautsprecher bezüglich
Platzierung besonders unkritisch verhalten und sehr nahe zur Rück- oder zur
Seitenwand aufgestellt werden dürfen.

KPF: Das heisst, dass der Kunde sehr flexibel damit ist.

YA: Ja, für ROWEN war immer oberstes Ziel, ein Höchstmass an Klangqualität
unter Wohnraum-konformen Bedingungen zu ermöglichen. Der Kunde oder
besser, die Kundin will in der Regel die Wohnraum-Einrichtung nicht rund um
die Anlage planen. Die Lautsprecher müssen sich unserer Meinung nach im
Wohnraum-Ambiente möglichst unscheinbar einfügen.

KPF: Das sehe ich auch als überaus wichtiges Argument. Uns als Händler ist es
wie ein Dorn im Auge, dass die meisten Lautsprecher beim Kunden nur einen
Bruchteil der Qualitäten ausspielen, da die optimale Platzierung laut Hersteller
meist sowieso ein Traum bleibt. Wie kommt es, dass es bei ROWEN möglich ist,
die Lautsprecher praktisch an die Wand stellen zu dürfen?

YA: Typische Lautsprecher mit so genannten Bass-Reflex-Öffnungen generieren
System-bedingt relativ grosse Nachteile in der Raumakustik. Entweder haben Sie
kaum Tiefgang oder sie regen Resonanzen im Wohnraum unnötig an. Diese
Dröhn-Effekte sind sehr unangenehm und schmälern die Klang Performance
ungemein. Die meisten Hersteller verlangen, dass die Lautsprecher im mindesten
70 - 80 cm weg von der Rückwand stehen müssen, was an der Vorderkante
gemessen dann schnell mehr als 1 Meter bedeutet. Ausserdem stammen viele
bekannte Hersteller aus nördlichen Ländern oder aus Amerika, wo Häuser
meistens aus Holz konstruiert sind. In Mittel-Europa und auch bei uns in der
Schweiz ist die Bausubstanz ganz anders und die Wohnraumgrössen sind
meistens auch relativ knapp bemessen. Die Akustik ist in keiner Weise
vergleichbar und daher sind die Bedingungen für einen Lautsprecher auch völlig
anders. Das ist der Grund, dass ROWEN hier andere Wege geht. Beispielsweise
verzichten wir unter anderem ganz bewusst auf Bass-Reflex, was zu mehr
Präzision im Grundton und Bassbereich führt und somit die Platzierung der
Lautsprecher wesentlich vereinfacht.

KPF: Aber würde Bass-Reflex nicht zu mehr Tiefgang verhelfen?

YA: Beim Bipol von ROWEN wird durch die Anordnung Rück an Rück zweier Bass-
Lautsprecher eine natürliche Tiefbass-Erweiterung erwirkt. Dank der
geschlossenen Bauweise bleibt der Tiefbass aber sehr definiert und neigt nicht
dazu, Raum-Resonanzen unnötig anzuregen. Dies führt dazu, dass ROWEN
Lautsprecher in der Regel bezüglich Bass-Fundament mit wesentlich grösseren
Boxen verglichen werden können. Vorallem bleiben die ROWEN auch bei Wand-
naher Platzierung im gesamten Grundton- und Bassbereich sehr strukturiert und
kontrolliert.

KPF: Was hat das mit der bipolaren Bestückung der Hochtöner auf sich?

YA: Das Problem direkt strahlender Lautsprecher ist, dass nur der Hochton mehr
oder weniger gebündelt abgestrahlt wird. Der Grundton- und Bassbereich ist
grundsätzlich und bei allen Lautsprechern immer rund abstrahlend. Gerade bei
typischen Wohnräumen um die 20 bis 40 Quadratmeter stehen die Lautsprecher
zwangsweise relativ nahe zu den Wänden. Somit entsteht ein Konflikt bezüglich
der Wiedergabe-Linearität. Ein linear abgestimmter Lautsprecher würde hier
relativ verhalten oder sogar dumpf klingen, da, was nicht zu vermeiden ist, von
den Wänden nur Grundton- und Bassfrequenzen auf den Hörplatz reflektiert
werden. Der Direktschall muss daher für die fehlenden Hochton-Anteile
kompensiert werden. Da gehen alle Hersteller eigene Wege, was dann mit
Marken-typischem Klang-Timbre umschrieben wird. Das wiederum führt dazu,
dass Lautsprecher meist in zwei Lager unterteilt werden, wobei sie sich eher für
Klassik oder für Pop / Jazz empfehlen. Sicher ist nur, dass jede Kompensation
auf dem Direktschall ein Kompromiss darstellt und dass sich das nicht gerade
förderlich für eine hohe Klanggüte auswirken kann. Da wir auch bei ROWEN den
Wohnraum nicht ausklammern können, beziehen wir die Raum-Akustik in die
Wiedergabe mit ein. Die rundum abstrahlenden Lautsprecher von ROWEN
faszinieren mit einem offenen und hellen Klangbild und breitbandigem, warmen
Timbre. So eignen sich die ROWEN Bipol-Lautsprecher für alle Musik-
Stilrichtungen gleichermassen.

KPF: Weshalb findet man bei ROWEN auch Direkt-Strahler?

YA: Die ROWEN Flach-Lautsprecher eignen sich in erster Linie zur Integration an
oder in der Wand. Das ist übrigens nicht im Widerspruch mit unseren bipolaren
Lautsprechern: Bei den Lautsprecher-Paneelen der Concert-Serie ist Bautiefe mit
nur 9cm so gering bemessen, dass nach akustischen Regeln die Rückwand nicht
als Reflektor, sondern als Weiterführung der Tiefton-Anteile gilt. Dies führt zu
einem ausgesprochen homogenen Klangbild. Schon die kleinen Modelle P4 und
P6 begeistern mit einem Bass-Bereich, wie man ihn sonst höchstens von einer
mittelgrossen Standbox erwarten würde. Diese eleganten Paneele aus Edelstahl
sind eine absolut hervorragende Lösung auch in Kombination mit einem Flat-TV
oder im Heimkino.

KPF: Wie ist es denn möglich, dass diese fast unscheinbaren Paneele so \"Bass-
stark\" sind?

YA: Wir nutzen die Härte von Edelstahl in einer Art Sandwich-Konstruktion.
Zusammen mit der ROWEN SilentMat-Beschichtung ergibt sich eine akustisch
inerte Lösung, praktisch frei von jeglichen Klang-Verfärbungen. Dank der
Wandstärke von gerade mal 2mm ist das Aussenvolumen nahezu identisch mit
dem Innenvolumen. Die Gehäuse sind somit 40% kompakter als bei
konventioneller Bauweise. Dies lässt uns high-end Lautsprecher mit höchsten
Design-Ansprüchen realisieren.

KPF: ROWEN baut ja nicht nur Lautsprecher, sondern auch Verstärker...

YA: Ja, wir bieten eine umfassendes Sortiment qualitativer hochwertiger Vor-
und Endverstärker an. Unsere Vorverstärker arbeiten nach dem \"Single-Ended-
Class-A\" Prinzip und liefern eine Leichtigkeit und Homogenität, wie man es sich
sonst höchsten von hochgradigen Trioden-Röhren-Vorverstärkern gewohnt ist.
Die Endstufen sind extrem Last-stabil und haben auch besonders grosse
Schallwandler fest im Griff. Um Lautsprecher auch im dynamischen Bereich
perfekt zu kontrollieren ist nicht die Quantität, sondern die Qualität der Leistung
entscheidend. Unsere Verstärker sind daher konsequent auf Strom-Stabilität
ausgelegt und verfügen über eine spezielle Schaltung, die es uns ermöglicht, alle
seriellen Verluste von Kabeln und die Massen-Trägheit der Wandler mit
einzubeziehen. Alles dient dem Zwecke, die Musik-Signale am Lautsprecher
uneingeschränkt in akustischen Schall wandeln zu können.

KPF: Beinahe alle ROWEN Lautsprechern ermöglichen ein nachträgliches Upgrade
für Aktiv-Technik. Weshalb wird bei ROWEN diese Option so konsequent
angeboten?

YA: Bei richtigen Aktiv-Lautsprechern werden pro Treiber separate Endverstärker
eingesetzt. Somit werden die im dynamischen Bereich stark störenden, passiven
Filterkomponenten umgangen. Stattdessen werden Verstärker spezifisch auf die
zu betreibenden Lautsprecher konzipiert. Das wird bei vielen Marken zwar als
\"Top-End\" -Lösung angeboten, bleibt meist aber ein unbezahlbarer Traum. Da
wir entgegen den allermeisten Konkurrenten sowohl Lautsprecher und
Verstärker herstellen, ist diese Option für uns ein absolutes \"Muss\". Durch diese
direkte und Verlust-freie Ansteuerung der Treiber gewinnt die Musik nochmals
an Intensität und Natürlichkeit. Besonders hilfreich am ROWEN Upgrade-Konzept
ist, dass der Kunde seine Anlage mit den wachsenden Bedürfnissen über Jahre
schrittweise verfeinern kann.

KPF: Eine neuere und nicht weniger eindrucksvolle Entwicklung ist das Haus-
eigene Hochtöner-System namens \"Linear-Motion-Transformer\", oder kurz
LMT...

YA: Seit der Präsentation des ersten ROWEN-Lautsprechers ist für uns eine
möglichst nahtlose Abdeckung über den gesamten Mittelton-Bereich das
zentrale Argument für die möglichst Verfärbungs-freie Wiedergabe von Musik.
Das menschliche Gehör konzentriert sich zur Analyse der Musik-Signale auf das
Frequenz-Spektrum zwischen 1 bis 10 Kilo-Herz. Die höchste Hör-
Empfindlichkeit ist bei 2-4 kHz. Es liegt auf der Hand, dass ein Übergang vom
Tief/Mitteltöner auf einen Hochtöner bei typischerweise 2-3 kHz nicht gerade
hilfreich sein kann, um eine Zeit-kohärente und homogene Wiedergabe zu
erzielen. Deshalb werden Master-Abmischungen meist auch mit hochwertigen
Kopfhörern gemacht und kritische Musikhörer weichen auf teils exotische
Lautsprecher-Systeme wie Breitbänder oder Elektro-Staten aus. Aus diesem
Grunde haben wir für unsere Top-Lösungen immer auf einen \"echten\"
Mitteltöner gesetzt, wie wir ihn während der letzten 25 Jahren auch erfolgreich
verbauten. Unsere Neuentwicklung LMT unterscheidet sich im Besonderen
dadurch, dass es sich entgegen anderen breitbandigen Systemen eben um eine
linear bewegten Membrane aus Cellulose handelt. Dies verbindet nun erstmals
alle Vorteile verschiedenster Lautsprecher-Systeme mit einer absolut nahtlosen
Abdeckung über volle 5 Oktaven von 1 bis 28 kHz.

KPF: Mit ROWEN habe ich etwas entdeckt, was das Musik-Hören für mich in eine
völlig neue Dimension bringt. Man vergisst sofort, dass man die Musik über eine
Anlage hört. Die Musik spielt dynamisch und schlüssig, das Timing ist perfekt,
das Timbre ist ungemein natürlich und harmonisch. Nie zuvor habe ich eine
derart authentische und räumliche Abbildung über eine HiFi-Anlage erlebt.